Tag 29 – Muxía
32 km (837) 7h
Ich bin generell kein riesen Fan vom Meer, ich finde Urlaub am Meer eher langweilig. Nach einer so langen Strecke des Wanderns am Meer anzukommen, ist dann aber doch etwas anderes.
Ich bin direkt bei der ersten Möglichkeit ins kühle Nass gesprungen. Sehr erfrischend, aber auch erheblich kälter als erwartet.

Ich hatte danach den ganzen Nachmittag Zeit den Wellen beim Brechen an den Felsen zuzuschauen. Irgendwie hat dieses Kommen und Gehen der Gewalt des Meeres etwas magisches. Fast unmerklich schleichen sich die Wellen in Richtung Küste, bevor sich erst kurz vor dem Felsen aufbäumen, zerschellen und sich schließlich wieder zurückziehen.
Ein ständiges Kommen und Gehen, bei dem nach und nach der Fels neu geformt wird. Flüsse haben für mich, aus demselben Grund eine berauschende anziehungskraft. Das Meer ist für mich ein wenig ein Sinnbild, nicht nur für den Camino, aber besonders fürs Leben ansich geworden. Sich vorzustellen ein großes Ziel zu erreichen, scheint oft unerreichbar. Doch dringt man immer wieder kleine Schritte vor, Minute um Minute, Stunde um Stunde, Tag für Tag, so erreicht man plötzlich das vorher Unmögliche und formt so den Stein der Erfahrung. Jede Welle für sich, scheint nichts auszurichten, aber alle zusammen bringen einen innerhalb von 3 Wochen über 600 km bis ans Ende der Welt und sicher auch noch weiter.
Ich hatte vorhin gerade mal wieder darüber nachgedacht, dass die Menschen früher wirklich glaubten, dass im westlichen Spanien das Ende der Welt sei. Rein von der zeitlichen Abfolge, dass wir uns im heute befinden, und somit Kollektiv das meiste Wissen besitzen als jede Generation zuvor (dasselbe stimmte für die Menschen vor uns auch), bringt mich zu der Frage, wo denn eigentlich unser „Ende der Welt“ ist. Für mich ist es das „beobachtbare Universum“ – zumindest physisch. Da das Licht keine Zeit hatte weiter zu reisen und wir daher nicht weiter sehen können, als unseren Weltraumlichtempfänger das Leuchten von Sternen einfangen können.
Wir können uns aber vorstellen, dass das Universum größer ist, da wir uns sicher sind, nicht im exakten Zentrum des Universums zu sein, dass es mehr gibt, als das, was wir „sehen“ können, mehr aber auch nicht.
Schön zu wissen, dass es nach außen noch so viel zu entdecken gibt, wobei wir noch nicht einmal allumfassend verstehen, was in uns selbst abgeht. Den Camino, mit mir selbst und allen Lieben im Herzen zu wandern, bringt mich dem Verständnis meines Inneren zumindest ein paar Schritte näher.







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