Fiji Time
Ankommen
Nach meiner 30-stündigen Reise musste ich erstmal akklimatisieren. Ich hatte versucht auf den Flügen so wenig wie möglich zu schlafe, wenn dann nur zu Zeiten an welchen es in Fiji sowieso Nacht ist. Soweit hat das auch recht gut funktioniert. Ich konnte nachts wunderbar schlafen und tagsüber war ich nicht all zu fertig.
Wandern
Was gibt es nicht besseres sich am ersten Tag nach der Ankunft erstmal so richtig zu verausgaben. Da das Wandern kaum auf mich warten kann, dachte ich mir die Berge in der Nähe von Nadi, der Stadt in der René und ich für die ersten Nächte unter gekommen sind zu besteigen.

Freundlich wie die Fijianer sind, wurde mir an jeder Ecke geholfen, an der es etwas geklemmt hat. Im Internet waren keine wirklichen Wanderrouten ausfindig zu machen. Nach einer kurzen Busfahrt wurde ich schnell in die richtige Richtung geleitet. Auch der Stacheldrahtzaun, der mir den Weg versperrt hat, konnte mich nicht aufhalten. Ein Mann hat mir sogar die Drähte auseinander gehalten. Das Wort Privatgrundstück scheint hier nicht so ernst genommen zu werden. Wie ich später noch öfter merke werden die Dinge hier generell nicht all zu ernst genommen.

Die Sonne brennt hier am Nachmittag förmlich all meine Energie weg. Die Aussichten waren spektakulär, doch das Ziel, ein Fels auf der Spitze des Berges, wurde für mich immer weniger wahrscheinlich. Ich überquere die Spitze des Berges und leere fast mein ganzes Wasser.

Nach einer Weile kommt ein Mann auf einem Motorrad entgegen. Er interrogiert mich meiner Herkunft und was ich denn dort oben zu suchen hätte. Nachdem ich scheinbar alles zu seiner zufriedenheit beantwortet hatte schlägt er plötzlich einen freundschaftlichen Ton ein, erklärt mir wie gefährlich andere Landbesitzer hier sein können und weist mir noch den Weg, der mich am schnellsten wieder zur Hauptstraße führt. Schnell bedeutet immer noch zwei Stunden zu Fuß. Am Ende tauschen wir noch unser Instagram aus.
Einige Kilometer weiter komme ich endlich an einen kleinen Laden, in dem ich mir zu Touristenpreisen Wasser und eine Coke kaufen kann. Am selbigen Laden treffe ich einen Mann der noch ein Stück mit mir läuft und mich dann prompt in sein Haus zum Ausruhen einlädt. Ich kann mich nicht vorstellen, dass mir so etwas je in Deutschland passieren würde. Schlimmer noch, war ich mir nicht sicher, ob ich seiner Einladung nachgehen sollte. In meinem Hinterkopf schwebte nur die Gefahr ausgeraubt zu werden. Genau das Gegenteil ist passiert. Ich wurde wärmstens von der ganzen Familie empfangen. Der Hausherr hat sich herzlich über den weißen Mann ausgelacht, der als erste Person überhaupt so blöd ist über den Berg zu laufen, und das auch noch bei dieser Hitze.
Abends haben mich Kopfschmerzen und schwindel wegen der Überlastung und der Hitze geplagt.


Aus den Fehlern des Vortages habe ich gelernt und habe mir mit René zwei Roller gemietet um etwas die Küste und das Landesinnere zu erkunden. Wir fanden einen wunderbaren verlassenen Strand, den wir quasi für uns hatten und direkt zum Nacktbaden missbrauchten. Selbst auf den Rollern war ein erfrischendes Bad sehr willkommen.




Mantaray Island
Kaum jemand der es nach Fiji schafft lässt es sich entgehen auf eine der paradiesischen Inseln zu fahren. Hier ist es wo die Bilder von weißen Stränden gemacht werden und wo man das „authentische“ Fiji-Leben erleben kann, in einem extra für Touristen präparierte Resort. Hier haben René und ich den großen Teil unserer Reise verbracht und die Seele baumeln lassen, wenn wir nicht gerade massig Zeit unter Wasser verbracht hatten.









Paradies
Ich sitze im Paradies. Alles ist einfach da. Es gibt die Planken, auf denen ich ausharre, den Strand und das glasklare Meer, welche ich überblicke. In der Ferne schwebte eine Insel über dem Horizont und schreit mir entgegen sie doch besuchen zu kommen. Sie erscheint zu entfernt, um zu schwimmen, zu weit, um nicht mehr als ein unerreichbarer Traum zu sein, über den die Männer mit ihrem Boot nur lachen. Es ist auf eine Art beruhigend noch unerreichbare Ziele zu haben. Orte, die sich nicht einfach zum Greifen darbieten. Doch was ist mein Paradies eigentlich wenn nicht nur eine Wolke, extra so bereitet für mich. Menschen, die sich keine Gedanken darüber machen zu brachen was der Morgen bringt. Menschen, die beim Verteilen beim anderen Ende des Spektrums gelandet sind. Oder Menschen, die im Paradies leben.

Tauchen
Es hat mich überrascht zu erleben wie komprimiertes Gas reagiert wenn es plötzlich Raum hat sich auszubreiten. In der Flasche wiegt es, wenn voll, drei Kilo. Drei Kilo die einem helfen unter Wasser in die Tiefe zu gleiten. Kilos, die einem helfen in der Tiefe zu überleben. Ein Cocktail aus Stickstoff und Sauerstoff. Zwei Worte, die nicht gerade nach Leben schreien. Eines ist nur Füllmittel, dass dir das Leben schwer machen kann, der dir die Zellen wirklich versauert, wenn nicht von ihm ordentlich geschieden.












Ein Gasgemisch, dass mich, wenn in der Flasche sinken lässt und wenn in der Lunge oder in der der Jacke aufsteigen, je nachdem wie tief man ist braucht es dafür mehr oder weniger. Denn wir gehen nicht nur ins Wasser mit dem Druck, den wir selbst beladen, sondern werden von außen stetig weiter zusammen gepresst, jeden Zentimeter ein bisschen mehr.
Ich spiele mir der Luft in meinen Lungen. Ich atme tief ein, halte, und atme tief aus. Jeder Atemzug lässt mich steigen und fallen. Halte ich ihn an steige ich immer weiter bis zur Umkehr der Richtung, dann sinke ich wieder hinab in die Tiefe. Die Kunst ist das Equilibrium zu halten um nicht umher zu fliegen. Dies zu meistern ist Teil der Kunst zu Tauchen.
Tauchen ist für mich seit Langem mal wieder etwas, das für mich so neu ist, das die Zeit langsamer vergehen zu scheint. Fiji Time, wie man hier sagt. Die Uhren drehen hier nicht ganz so getrieben wie zu Hause. Das Tauchen ist nur ein kleiner Teil des Tages, der mich aber so sehr einnimmt, dass der Rest in retrospektive nicht zu vergehen scheint. Mich wundert schon am dritten Tag, wie kurz wir erst hier sind und wie lange es sich anfühlt.
Es ist ein schönes Gefühl. Ein Gefühl, bei dem ich nicht weiß, wann es mich das letzte Mal ereilt hat.



Fiji Time
Die Zeit läuft weiter auf Fiji Time, die Zeit, die nicht zu vergehen scheint. Verbracht mit neuen Erfahrungen, auf und unter der Wasseroberfläche, mit und ohne Wetsuit. Die Tage starten zeitig am Morgen und enden genauso zeitig am Abend, mit müden Augen und einem Berg an Eindrücken im Gepäck, bereit zur Verarbeitung, in den Nächten, die wieder und wieder zu kurz erscheinen, um das Pensum zu durchdringen, das, trotz der vielen Stunden im weichen Nest.
Der Tag verweilt ohne viel Stimulus von außen, kein Video, kein Text, nur die Tiefen des Wassers und die Pausen dazwischen.

Während wir hier verweilen eine Woche lang, die uns wie ein Monat vorkommt, werden andere Touristen nur so an unserer Küste angespült wie Treibgut, und auch ebenso schnell wieder von den Wellen verschluckt.
Begrüßt wird man hier mit einem “Bula!” und der Dank verdient ein “Vinaka!”. Hier wird das Leben gelebt, so wie es uns beschert ist. Kaum ein Gedanke kreist um das “Was wird“ oder “Was war“. Wir verweilen im Hier und Jetzt, stecken geblieben in Fiji Time.



Tschüß Fiji
Knapp zwei Wochen voller neuer Erlebnisse sind im Schneckentempo vergangen. Wir waren mit dem Roller, auf Booten, unter Wasser und auf einem Segelboot unterwegs. Ich habe die verschiedensten Arten Vögel und allerlei Unterwassergetier entdeckt und viele nette Menschen kennengelernt.









Die freundlichen Fijianer haben mir den Einstieg in mein neues Leben auf Reisen wirklich sehr einfach gemacht. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal mit so viel Wärme und Hilfsbereitschaft empfangen wurde wie hier. Jetzt ist es Zeit, Auf Wiedersehen zu sagen und mich auf den Weg auf mein bis jetzt größtes Abenteuer zu machen. Neuseeland wartet auf mich mit einer unglaublichen Strecke von 3000 Kilometern quer durch beide Inseln, angefangen von Cape Reinga am nördlichsten Ende der Nordinsel bis nach Bluff im Süden der Südinsel. Ich bin gespannt, welche Menschen, Überraschungen und Strapazen mich dabei in den kommenden 5 Monaten erwarten.
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