Australien – Royal National Park
Angekommen in Sydney hatte ich mich erstmal für eine Nacht in einem Hostel einquartiert. Irgendwie hat mich der ganze Trubel in der Stadt und die hohen Preise so sehr überrascht, dass ich direkt zur Flucht angesetzt habe. Meine Freunde, Ruth und Giancarlo, die ich auf dem TA kennengelernt habe, waren zufällig auf dem Weg nach Süden, an Sydney vorbei. So kam es, dass sie mich am Bahnhof zu einem kleinen Abenteuer in den Royal National Park, südlich von Sydney, aufgegabelt haben. Mit den beiden hatte ich schon in Neuseeland eine direkte Verbindung aufgebaut. Es war schön hier etwas mehr Zeit mit ihnen verbringen zu können. Irgendwie geht es doch immer wieder mehr darum, welche Menschen man trifft, als den Ort, an dem man sich befindet.

Wir hatten eine Weile ein paar Paraglidern beim Fliegen zugesehen, die sich die guten Winde an der Küste zu nutze gemacht haben. Einer ist dabei richtig abgegangen. Er hat alle möglichen Kunststücke vollführt. Er ist ganz nah an uns vorbei geflogen, ist in einem Strudel nach unten gesegelt und hat Flips gemacht. Alles so beeindruckend, dass ich ihm darauf meinen Respekt gezollt habe. Daraufhin hat er mich gefragt, ob ich nicht Lust habe, mit ihm zu fliegen. Klar hatte ich die. Das war eh noch ein Item auf meiner Liste.

Am darauffolgenden Tag sind wir wieder getrennte Wege gegangen. Sie im Auto und ich in einem Zug an den Anfang eines Trails, der mich die Küste entlang, zurück nach Sydney führte. Es war zwar ein sehr touristischer Pfad, der zum großen Teil auf einem Bretterpfad über die Klippen führte, doch so konnte ich entspannt von Strand zu Strand spazieren ohne mich großartig zu verausgaben.


Durch einen Erdrutsch war der Zugang zu einem der beliebteren Strände gesperrt. Was der Nachteil für Autofahrer ist, ist in diesem Fall mein Vorteil. Ich hatte den ganzen Strand für mich alleine. Auf die Empfehlung eines älteren Herren hin, habe ich einen Platz zum Campen gefunden, der mir direkten Zugriff auf die Klippen und einen natürlichen Pool im Fels gegeben hat. Ich liebe es, mich nach dem Wandern in einem See oder dem Meer baden zu können. Es gibt nichts Entspannteres, um den Tag ausklingen zu lassen.

In den folgenden Tagen sind mir viele bunte Vögel und witzige Gestalten über den Weg gelaufen, nicht nur Menschen, sondern auch die tatsächliche Wildnis. Ein Reptil hat versucht meinen Beutel zu stibitzen. Ein Rabe ist mir eine Weile gefolgt und hat mich im Auge behalten. Sicher wollte er etwas von meinem Mittagessen ab, hat sich aber nicht so recht getraut, zu fragen.








Am liebsten campe ich dort, wo kein anderer ist. Doch manchmal, so wie an diesem Tag, ist das nicht möglich. An dem Strand mit kleinem Wäldchen, hatten sich schon zwei Gruppen niedergelassen, ein Rudel Männer und eine Jugendgruppe. Da theoretisch das wilde Campen untersagt ist, habe ich erstmal abgewartet, wie sich alle verhalten. Später habe ich mir dann ein schönes, abgeschiedenes Plätzchen gesucht, wo mich die anderen Gruppen nicht gestört haben.




Für die kommenden Tage war ich mit Josie zum Wandern in den Blue Mountains verabredet. Da sie noch Probleme mit ihrer Verbindung aus Neuseeland hatte, ist sie etwas später in Sydney angekommen, als erwartet. Ich habe die Gelegenheit genutzt, noch etwas an der Küste zu bleiben, anstatt wieder in einem viel zu teuren Hostel unterzukommen.



Ich bin so froh, mit dem Zelt unterwegs zu sein. Besonders gefällt mir, welche Möglichkeiten sich dadurch ergeben. Ich muss nirgendwo sein. Alles was ich finden muss ist ein Ort an dem es keinen stört, dass ich mein Zelt über Nacht aufstelle. In der Wildnis, wo keiner ist, den es stören könnte, ist es kein Problem, solange ich eine flache Stelle finde und der Untergrund nicht gerade Fels ist, so dass ich meine Heringe in den Boden bekomme.
Meditation
Ich habe vor ein paar Wochen wieder angefangen zu meditieren. Die Ruhe, die in meinem Geist beim Wandern eingekehrt war, scheint sich verflüchtigt zu haben. Gedanken versuchen, jedes bisschen freie Kapazität meines Geistes in Anspruch nehmen zu wollen. Woran das liegt, kann ich nicht wirklich festmachen. Ich schätze, dass mein Gehirn einfach dazu trainiert wurde, immer kleinere Schnipsel der Aufmerksamkeit auf immer mehr unterschiedliche Gedanken und Dinge zu verteilen. Es fällt mir schwer, konzentriert zu lesen, Gedanken, die in meiner Meditations-App besprochen werden, für länger als 5 Minuten zu folgen. Besonders wenn ich wieder in der Zivilisation bin, werde ich direkt wieder mit Dingen bombardiert, die ich erledigen muss/will/könnte; Nachrichten, die beantwortet werden wollen, Gedanken, die ich niederschreiben will, Pläne, die ich für die kommenden Tage und Wochen machen muss. Ich versuche täglich zu trainieren, mehr im Jetzt zu sein, einfach nur eine Sache zu derselben Zeit zu machen und nicht zu versuchen, jedem kleinsten Gedanken sofort nachzugehen und mich damit zu identifizieren.
No Comments