Australien – Blue Mountains
Die Wildnis Australiens ist so viel wilder als die in Neuseeland und die Artenvielfalt viel reicher. Ich bin erst seit einer Woche hier und habe schon unzählige wilde Tiere gesehen. Verschiedene Arten Papageie, Krähen, allerlei Schmetterlinge und andere Vögel. Heute ist Josie und mir, ein Waran von circa 60 cm Länge, plus Schwanz, über den Weg gelaufen. Das war das erste Mal, dass wir beide einen in der Wildnis gesehen haben. Später ist er am anderen Flussufer, etwa 5 Meter von uns entfernt, entlang geschlichen, als er plötzlich einen Satz von einem Ast zum anderen machte, um eine Schlange, die sicher über einen Meter lang war, anzugreifen. Er hat es einige Male probiert und sich auch in ihr verbissen, bis sie sich letztendlich befreien konnte und ins Wasser floh.



Mount Solitary
Ich war abermals sehr überrascht darüber, wie einfach man doch von der Innenstadt Sydneys in den Dschungel kommt. Eine Zugfahr bringt uns vom Zentrum direkt bis an den Anfang eines Trails in Katoomba.


Von hier mussten wir nur 900 Stufen eine steile Felswand hinab und schon waren wir in der Wildnis. Uns ist nach kurzer Zeit aufgefallen, dass der Trail gesperrt ist. Erfahrene Wanderer wie wir sind, haben wir uns davon natürlich nicht aufhalten lassen. Bis auf ein paar umgestürzte Bäume, die uns den Weg versperrten, hielt uns nichts weiter auf.


Was die Australier als Campingplatz markieren, ist in der Regel nicht mehr als eine flache Fläche mit einer Feuerstelle. Im Vergleich dazu konnte man in Neuseeland sicher mit Wasser und einer Toilette rechnen. Daher bedarf es etwas mehr Planung, besonders was das Wasser angeht, mussten wir lernen, lieber mehr mitzunehmen. Gerade auf den Abschnitten entlang des Kamms, gab es keine Bäche, aus denen wir Wasser schöpfen konnten. Zu unserer Rettung hatte es angefangen zu regnen und sich dadurch ein kleiner Strom zu bilden, den wir anzapfen konnten. Unser Lager haben wir unter einem Felsvorsprung aufgeschlagen, der schon für viele Jahrhunderte von den Aborigines als Rückzugsort genutzt wurde.


Auf dem Weg zu unserem letzten Campspot für diese Wanderung, den Josie zuvor ausfindig gemacht hatte, waren wir plötzlich erheblich vorsichtiger, jeder Schritt wurde genau geplant. In den Fluss, in den die Schlange verschwunden ist, sind wir noch eine Stunde zuvor zum Schwimmen rein gesprungen, unwissend, wie nah uns doch die Natur ist. Da wir uns beide noch nicht mit Schlangen und Getier auskennen, werden wir wohl unsere Schritte generell etwas besser planen müssen.





Auf bald wiedersehen
900 Stufen aufwärts war es wiedermal Zeit goodbye zu sagen. Alleine zu wandern macht mir keinen richtigen Spaß mehr. Zu zweit macht es mir eine große Freude. Man sich gegenseitig unterhalten, anstatt nur mit den eigenen Gedanken zu spielen. Hier habe ich kein richtiges Ziel mehr, nicht so wie in Neuseeland. Dort bin ich auf etwas zu gelaufen. Hier fühlt es sich mehr danach an, vor der Stadt zu flüchten, als wirklich in der Wildnis sein zu wollen. Ich genieße zwar die Abwechslung, besonders was die Pflanzen und Tiere angeht, doch kommt es mir irgendwie wie eine Erweiterung des Trails vor, aber ohne Ziel.










Sässhaft
Ich merke mehr und mehr, dass ich nicht einfach nur so reisen will, um von einem Ort zum anderen zu kommen und dabei gewisse Sehenswürdigkeiten abzuhaken, sondern dass ich mir eine Basis zu schaffen, zu der ich nach kleineren Abenteuern zurückkommen kann. Es ist sicherlich in sich ein Abenteuer, nicht so recht zu wissen, wo man die Nacht verbringt, doch brauche ich dieses Abenteuer nicht Tag für Tag, für den Rest meiner Reise. Genau wie auch schon auf dem Trail kommt es beim Umherstreifen immer nur zu sehr oberflächlichen Bekanntschaften, die manchmal einen bleibenden Eindruck hinterlassen, indem sie zum Beispiel besondere Liebeswürdigkeit demonstrieren oder ein beflügelndes Gespräch entzünden. Dennoch bleibt die Begegnung flüchtig. Ich suche eher nach etwas langlebigeren Beziehungen, mit denen ich neue gemeinsame Erinnerungen aufbauen kann. Dies funktioniert, denke ich, nur wenn man auch irgendwo eine längere Zeit verbringt, anstatt nur irgendwo auf Halde zu stehen und auf den nächsten Zug zu warten.
Meditation
Meditation reibt mich auf und macht mich, umso mehr ich sie praktiziere, unruhiger und ich habe das Gefühl, dass mein Kopf mehr auf mich mit Unsinn losfeuert, anstatt ruhiger zu werden. Ich hatte das Gefühl schon einmal vor ca. 7 Jahren, als ich irgendwann mit dem Meditieren aufhören musste, weil ich es nicht mehr ertragen konnte, wie sehr mein Gehirn plappert. Es hat mich richtig aus der Fassung gebracht. Dieses Mal habe ich nach kürzerer Zeit der Praxis das selbe Gefühl. Was mir dabei dieses Mal auffällt, ist, dass ich mir des ständigen Bombardements jetzt, so wie damals auch, bewusster bin. Es ist also ein erster Schritt dahin, die Dinge, mit denen sich mein Gehirn auseinandersetzen will, nicht so ernst zu nehmen und einfach sein zu lassen. Einsicht ist ja wie bekannt, der erste Schritt zur Besserung. Ich habe also die Antennen ausgefahren und sollte besonders jetzt mit dem Üben weiter machen, um irgendwann gelassener mit meinen Gedanken umgehen zu können.
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