GPT Etappe 8 und 7 – Ohne Fleischfresser würde ich hier nicht wandern
Auf Etappe 7 habe ich bereits 600 Kilometer zurückgelegt. Mein Ziel für dieses Jahr ist es, 1000 km auf dem GPT zu wandern und dann insgesamt über 5000 km auf meiner Reise zu Fuß zurückgelegt zu haben.
Wegbereiter
Beim Philosophieren über die Kühe ist mir klar geworden, wie wichtig sie eigentlich für mich als Wanderer sind. Die Wege, die ich hier in den Bergen gehe, gibt es nur, weil das Vieh hierher getrieben wird. Sie werden nicht angelegt, zumindest die meisten nicht, sondern sie entstehen durch ständige Nutzung. Jeder Schritt, jeder Hufschlag trägt zur Entstehung der Wege bei. Interessant ist, dass die Kühe, wenn sie vor mir fliehen, sich meistens auf den Wegen bewegen, anstatt von ihnen abzuweichen, um mir zu entkommen.
Irgendetwas scheint sie an die Wege zu binden. Ich bin mir nicht sicher, ob es sich um ein antrainiertes Verhalten handelt, weil sie immer auf denselben Wegen in die Berge getrieben werden, oder ob sie sich instinktiv an bereits etablierte Pfade halten. Ich bin also direkt von den Kühen abhängig. Danke an alle, die gerne ein Steak essen.
Etappe 8
Nach drei Tagen Erholung in einer Hütte ein paar Kilometer vom Vulkan Antuco entfernt, im gleichnamigen Dorf, machten wir uns voller Tatendrang auf den Weg.
Wir hatten Essen für 8 Tage und einen Kumpel im Schlepptau, Frazer, den Kiwi, den ich in Cusco kennengelernt hatte. Doch schon der erste Tag sollte uns enttäuschen. Nach einem anstrengenden Aufstieg zum ersten Pass mit einem im wahrsten Sinne des Wortes überwältigenden Blick auf den Vulkan, den wir Tage zuvor noch umrundet hatten, und den angrenzenden Stausee, wurde uns klar, dass uns der immer noch nicht geschmolzene Schnee wieder einen Strich durch die Rechnung machen würde.
Ich versuchte als erster, den steilen, fast senkrechten Hang im Schnee zu überqueren. Es gelang mir, ohne Schwierigkeiten auf der anderen Seite anzukommen. Frazer, der mir auf den Fersen war, hatte leider keinen Halt mit seinen Schuhen. Er rutschte immer wieder aus und knickte dabei auch noch einen seiner Wanderstöcke um. Die anderen beiden beobachteten unsere Erkundungstour aus sicherer Entfernung.
Frazer wollte nicht aufgeben und versuchte trotz aller Einwände den Berg zu erklimmen, um den Schnee zu umrunden. Leider auch ohne Erfolg.
Geschlagen traten wir alle den Rückweg an. Die anfängliche Motivation war aus allen Gesichtern verschwunden. Enttäuscht blieb uns nur ein Resümee. Wir waren uns einig, dass es sich nicht gelohnt hatte, das Risiko einzugehen, ohne zu wissen, was uns auf der anderen Seite des Passes erwarten würde. Laut Karte hätten wir mehrere Kilometer auf dem schneebedeckten Grat laufen müssen.
Jeder von uns zog eine andere Bilanz. Yannick und Nolwenn wollten sich für ein paar Tage zurückziehen, um neue Pläne zu schmieden, Frazer wollte einen Tag in den Bergen bleiben, um dann einen neuen Versuch auf den leichteren Etappen 9 und 10 zu wagen, und ich wollte eine andere Route wählen, die nicht so weit in die Höhe führt.
Irgendwie hat es das Schicksal so gewollt, dass wir wieder in der gleichen Hütte gelandet sind, die wir am Vortag voller Elan verlassen hatten.
Nach anfänglichen Trennungsplänen sind das Pärchen und ich nun wieder gemeinsam unterwegs. Die Etappe 8 haben wir zugunsten der Etappe 7 ausgelassen, die mit sechs Bussen und einem Uber nur eine Tagesreise entfernt lag.
Auf der anderen Seite des Flusses
Bei jeder Flussdurchquerung merke ich, wie viel leichter ich es habe, weil ich so groß und schwer bin. Die anderen beiden müssen viel mehr gegen die Strömung ankämpfen. Oft müssen sie sich sogar eine andere Stelle weiter flussaufwärts oder flussabwärts suchen, wo die Strömung weniger reißend ist. Yannick gibt oft alles und wird dabei gerne etwas nasser als nötig.
Bei der Überquerung wurden ihm die Beine weggezogen. Als er auf der anderen Seite ankam, sah er, dass Nolwenn es auf keinen Fall schaffen würde. Also schwamm er zu ihr zurück, um ihr zu helfen.
Da sie keine bessere Stelle finden konnten, gaben sie mir durch Handzeichen zu verstehen, dass sie die zwei Kilometer bis zur nächsten Brücke in Kauf nehmen würden. Zu meiner Überraschung erreichten sie das Lager schneller als erwartet. Weiter unten wurden sie von zwei Reitern auf die andere Seite gebracht. Eine Geschichte, die ihnen vor Freude aus dem Gesicht sprang. Yannick saß zudem zum ersten Mal in seinem Leben auf einem Pferd.
Wahlen
Die letzten vier Tage der Etappe 7 haben meine Freunde und ich uns auf verschiedenen Alternativrouten getrennt. Doch die plötzliche Einsamkeit dauerte nicht lange. Schon nach einer Stunde lud mich ein Viehhirte zum Frühstück und einem kleinen Plausch in seine Hütte ein.
Der Mann, dessen Namen ich leider schon wieder vergessen habe, lebt den ganzen Sommer, von November bis April, allein hier draußen. Dann reitet er mit seinem Vieh zur Küste, wo er den Winter verbringt. Seine Familie, zwei Brüder, die auch irgendwo in der Gegend wohnen, scheint er nicht oft zu sehen. Ich frage ihn, wie er seine Tage verbringt.
Etwas verwirrt von der Frage, wie er seine Tage hier draußen verbringe, meinte er nur, dass es viel Arbeit sei, sich um die Tiere zu kümmern. Für mich als Außenstehenden und Unwissenden klingt es nicht nach viel Arbeit, den Tieren beim Fressen zuzusehen und sie ab und zu auf eine andere Wiese zu führen. Genaueres konnte ich ihm nicht entlocken.
Plötzlich fragte er mich, wie die Wahlen ausgegangen seien. Ignorant wie ich bin, musste ich ihm gestehen, dass ich nicht einmal wusste, dass es überhaupt Wahlen gab. Das zeigt aber auch, wie isoliert er und ich leben. Er hat nicht einmal Empfang auf seinem kleinen Radio. Jetzt, wo ich das schreibe, frage ich mich, wozu er es eigentlich hat.
Abgesehen von ein paar anderen Viehhirten, jemandem, der ihm auf einem Esel Proviant bringt, und wenn er Glück hat, gelegentlichen Wanderern, ist er hier die meiste Zeit allein. Gesellschaft leisten ihm seine drei Hunde.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich viele Wanderer hierher verirren, schließlich sind wir mindestens zwei Tagesmärsche von der nächsten Teerstraße entfernt.
Wie muss es sein, so idyllisch zu leben und niemanden zum Reden zu haben? Ich kann mir ein solches Leben nur schwer vorstellen. Auf der anderen Seite kennt er einfach kein anderes Leben. Was man nicht kennt, kann man nicht vermissen.
Begeisterung fürs Grünzeug
Jeder hat seine Vorlieben und so ist es auch mit der Landschaft, in der wir gerne wandern. Yannick und Nolwenn mögen es am liebsten schroff und kahl. Auf den Hängen soll möglichst wenig Vegetation wachsen, die ihnen den Blick auf die Gipfel versperren könnte.
Ich bin eher der saftige Typ. Ich liebe die Abwechslung. Ich liebe es, durch einen Wald zu gehen, mit seinem Duft von Nadeln und Laub. Auf der offenen Prärie ist man der Sonne gnadenlos ausgesetzt. Der Wald bietet Schutz. Er kühlt. Der Boden ist weicher. Das Sonnenlicht verwandelt sich in ein Schattenspiel, das durch die Blätter und Nadeln dringt.
Wenn dann noch, wie auf Etappe 7, Wasserfälle, die nicht enden wollen, und Flüsse, die klarer nicht sein könnten, dazukommen, bin ich in meinem Element.
Bald muss ich mich entscheiden, wo ich weiterwandere. Das Pärchen will erst einmal eine Wanderpause in einem Workaway einlegen und ich meine 1000 km voll machen. Am liebsten in den Wäldern, die mir laut Beschreibung die Etappen 15 bis 19 bringen sollen. Allerdings gibt es für Etappe 18 eine deutliche Warnung, eine Maschete mitzunehmen, um dem dichten Wald Manieren beizubringen.
Wo treibt ihr euch am liebsten in der Natur herum? Oder bleibt ihr lieber in der Zivilisation?
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