Tag 21 – Ruitelán
28,3 km (599,3) 8h
Heute war kein sonderlich guter Tag. Mein Fuß und mein Knie schmerzen mir noch von gestern. Es hat immer wieder in Schüben geregnet und die Strecke ging den ganzen Tag entlang einer Landstraße, direkt neben der Autobahn. Da es wieder einmal keine offenen Herbergen gab, hab ich mir wieder mehr Kilometer auf geschaufelt, als ich geplant hatte. Dafür bin ich jetzt in einer Herberge mit lauter coolen Leuten und später wird noch ein leckeres Menü gereicht. Der Herbergenbesitzer ist sehr gut drauf und sehr zuvorkommend. Vor zwei Tagen war ich mit dem Schweizer Stefan alleine in der Herberge. Wir sind abends beim Trinken auf das Thema Glauben gekommen. Es hat sich unerwarteterweise herausgestellt, dass er hoch gläubig ist. Unerwartet, weil er mir zuvor einen sehr weltoffenen Eindruck gemacht hat. Wir konnten uns auch tatsächlich sehr gut unterhalten. Ich versuche, als sehr rationaler Mensch, immer zu verstehen, wie und warum jemand gläubig sein kann. Bei ihm ging es sogar soweit den Urknall (wegen des Knalls) als Witz zu bezeichnen. Er konnte nicht verstehen ,wie man glauben kann, dass eine Explosion eine solche Komplexität, wie das Leben hervorbringen könne. Er ist Kreationist und glaubt daher ein höheres Wesen (Gott) habe die Welt und seine Bewohner geschaffen. Ich habe ihm versucht zu erklären warum ich nicht an einen milden Gott glauben kann, wo doch Religionen so viel Leid auf der Welt verursachen. Nicht nur der Islam mit seinen extremen Ansichten und Regeln, und auch nicht nur das Christentum in der Vergangenheit, nein, auch heute noch, insbesonders in unterentwickelten Ländern. Er hatte sich mit seinem Glauben von der Kirche abgegrenzt. Das sind schließlich die anderen, die das Unheil anrichten. Er wurde von Gott berührt und deshalb glaubt er an ihn, nicht wegen der Bibel oder irgendeiner Doktrin. Am Ende hat er aber doch immer wieder die Bibel referenziert. Leider ist mit Menschen wie ihm kein wirklicher Austausch möglich, da alles was ich sage und ihm nicht in den Kram (sprich Glauben) passt, direkt falsch ist. Da wissenschaftliche Methoden nicht als Beweis zählen, kann alles nur auf den Glauben zurückgeführen. Interessant ist, daß die Wissenschaft nicht als Beweis für, sagen wir z.B. die Evolutionstheorie, zählt, aber gläubige trotzdem die Errungenschaften der Technik nutzen (die auch von Wissenschaftlern entwickelt wurden), ohne diese in Frage zu stellen. Wenn man das weg-ignoriert, was einem nicht in den Glauben passt, scheint es sich doch recht angenehm zu leben. Egal wie offen sich ein Gläubiger darstellt, für mich schwingt da immer so viel Ignoranz mit, die meiner Ansicht nach, die Welt für die Person regelrecht verschließt. Doch am Ende leben wir doch alle in unseren Blasen, die uns blind für Bereiche machen, die nicht zu unserem Weltbild passen.

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