Städte – Sydney und Newcastle
Nüchtern betrachtet wissen Städte nichts so recht mit mir anzufangen, außer mir Dinge in den Mund zu schieben und mich ziellos durch die Gegend laufen zu lassen. Sie versuchen mich mit ihrem Lärm und ihrer Hektik zu stressen, was ihnen bisher nicht sonderlich gut gelang. Denke ich daran zurück, wie ich mich noch vor zwei Wochen geschlagen habe, bin ich jetzt in die Sphären eines Champions aufgestiegen.

Ich gehe, ich spaziere, ich erkunde. Ich suche die Küste, doch man lässt mich nicht. Ich suche den Leuchtturm am Ende des Horizontes. “No Through Road”. Gilt das auch für mich? Es gilt. Wegweiser, Fehlanzeige, ich laufe “One Way”, und wieder zurück. Extra Meilen, die mir keiner bezahlt. Die Stadt ist zu groß, ich erliege der Hitze.

Jeder ist hipp, die Autos sind hipp, die Katzen sind hipp, selbst der Markt ist hipp. Der einzige, der nicht hipp ist, ist der Hund, er IST einfach nur.

Ich sitze, der Kaffee fließt in mich hinein, wie der Verkehr an mir vorbei. Die Tische aufgereiht, in Formation. Alles geregelt.
Diktatur des kleinen Mannes. Knöpfe gedrückt. Schritt halten. Der Laser strahlt. Geht! Der Mann, er blinkt.
Der Stillstand wird in eine Richtung für kurze Zeit unterbrochen. Stop! Die Mannschaft wird getauscht. Warten! Der Fluss im zyklischen Wechsel, A, B, A,B. Endlos. Ich frage mich, ob er je ein Ende nimmt oder ob es für immer so bleibt. Die Zeit, das Geschehen weiter zu untersuchen, bleibt mir nicht.
Sport, Sport. Klamotten, Sport. Leute, Sport. Essen, Sport. Das Leben ist Sport. Der Weg zum Job, der Weg nach Hause, der Weg zum Gym, der Weg ist das Gym. Jeder ist so Sport, ich fühle mich geborgen.
Ich habe Verständnis gewonnen. Verständnis für die Knöpfe im Ohr. Verständnis für das Bedürfnis, die Welt, Welt sein zu lassen. Verständnis für die Lösung zu regulieren, was wir selbst geschaffen haben. Knopf rein, Lärm aus. Jetzt habe ich genug. Ich trinke aus und werde eins mit der Masse, der Fisch im Wasser. Der lässt sich auch nur treiben.




Die Stadt ist nass. Ich verkrieche mich. Die Farbe an den Wänden, behängte Wände. Kostenfreier Unterschlupf. Ich bin begeistert. Nie war Kostenfrei so schön. Ich poesiere. Die Stadt findet Gefallen an mir.
Die letzten Tage waren regnerisch. Mir ist dabei klar geworden, dass manche Städte doch noch etwas mehr bieten. Es gibt Kultur. Nicht nur Ess- und Trinkkultur, sondern vor allem ein reichhaltiges Angebot der Unterhaltung. Auch wenn Städte mein Herz, mit ihrem übermäßigen Verkehr, zu hoch schlagen lassen , ist dies doch der Grund, warum es mich immer wieder zu ihnen zurück zieht. Es ist, aus dem selben Grund unmöglich für mich auf dem Dorf zu leben.





Da ich die Natur genauso liebe, scheine ich mir wohl für die Zukunft eine Heimat suchen zu müssen, die den Spaget zwischen beidem hinbekommt. Eigentlich kann ich mir momentan nur vorstellen, einen Wechsel zwischen beiden Extremen zu finden.
Ich bin Sport, ich bin hipp, ich bin weg. Tschau Australien.

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