Über Heimweh und Rückkehr
Tomas Espedal beschreibt am Ende seines Buches „Gehen oder die Kunst ein wildes und poetisches Leben zu führen“ wie schön es ist dem Ruf des Heimwehs zu folgen und wieder nach Hause zu kommen. Mir ging es bis jetzt auf Reisen immer so, dass ich gegen Ende – in der letzten Woche oder den letzen Tagen – immer Heimweh habe. Egal lange die Reise war. Immer zum Ende und nicht nach einer bestimmten Zeit. Dieses Mal wird es wohl anders sein. Erstens habe ich kein definiertes Ende nach dem sich mein Heimweh richten könnte und zweitens habe ich kein Heim mehr. Beim Letzteren kann man natürlich noch einwenden, was Heim oder Heimat denn eigentlich bedeutet.
Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern was Kai von Luck bei Orientierungswoche an der Uni gesagt hat. Da ich an einer Hochschule für Angewandte Wissenschaften studiert habe und er einen Blick aus der Perspektive eines Informatikers hat, war seine Definition von Heimat auch entsprechend modern. Wo früher Heimat als der Ort definiert wurde an dem man aufgewachsen ist oder wo man sich sein ganzes Leben aufgehalten hat, ist es heutzutage viel schwieriger unserer Heimat an einem permanenten Standort fest zu machen. Kai hat damals gefragt warum denn Städte wie Hamburg (wo meine und seine Uni ist) oder Amsterdam so beliebte Wahlheimatorte sind?
Heimat ist dort wo man sich wohl bzw. zugehörig fühlt. Im nächsten Satz hat er die physische Heimat in Frage gestellt. Denn, seiner Ansicht nach, versuchen soziale Medien genau dieses Gefühl von Zugehörigkeit zu schaffen. Meiner Ansicht nach, mit viel Erfolg.
Vor Kurzem wurde bei mir im Spanischkurs die Frage gestellt, wie viel Zeit den jeder einzelne täglich mit/in sozialen Netzen verbringt. Ich war dabei im unteren Spektrum mit gerade einmal 30 Minuten am Tag (WhatsApp eingeschlossen). Was mich überrascht hat, waren die Zahlen, die über die hälfte der Teilnehmer nannten. Sechs Stunden waren dabei noch wenig. Eine verbringt sogar ihr komplettes Leben online. Für sie ist daher der Begriff Heimat anders belegt als für viele, die ich mein Soziales Netzwerk nenne.
Daher ist wohl Heimat da, wo man sich zugehörig fühlt und nicht da wo ein bestimmtes Sofa oder Bett steht.
Jetzt habe ich also das Wo definiert. Jetzt bleibt mir nur noch das Wann abzuwarten. Hier wird die Zeit zeigen, wann es soweit sein wird, bis ich Heimweh habe.
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