Als Tourist in Kolumbien – Parque Tayrona
Wenn mir eines bewusst geworden ist, dann die Tatsache, dass ich kein traditioneller Backpacker mehr bin. Ich reise zwar auch mit dem Rucksack, aber ich suche offensichtlich nach ganz anderen Dingen als die Touristen, mit denen ich mich in Hostels unterhalte.
Von den zweieinhalb Monaten, die ich insgesamt im Land war, habe ich drei Wochen auf einer Finca in Jericó, fast zwei Wochen bei Johandy in Minca und fast vier Wochen bei der Freiwilligenarbeit mitten im Dschungel verbracht. Dazwischen bin ich immer mal wieder kurz auf Touristenpfaden unterwegs gewesen, weil ich das Gefühl hatte, auch etwas vom Land sehen zu müssen. Ich wollte mich nicht schlecht fühlen, wenn ich irgendwann nach Hause komme und nichts von den Orten gesehen habe, die alle anderen Touristen so besuchen.
Im Nachhinein hat mir aber nicht die Zeit als Tourist am meisten Spaß gemacht, sondern die längeren Phasen, in denen ich vermeintlich “nichts” gemacht habe, außer mich an einem Ort aufzuhalten. So hatte ich an all diesen Orten genügend Zeit, die Umgebung in Ruhe auf mich wirken zu lassen und die Menschen um mich herum etwas näher kennen zu lernen.
Ich hatte auch viel Zeit, mich selbst besser kennen zu lernen. Etwas, das mir anscheinend nur möglich ist, wenn ich mir den Raum dafür schaffe. Etwas, was mir zu Hause oft schwer fiel und was auch nicht einfach ist, wenn man ständig von Attraktion zu Attraktion hetzt.
Eine große Erkenntnis, die mir erst als Tourist so richtig bewusst wurde, ist, wie langweilig ich es finde, alles auf dem Silbertablett serviert zu bekommen. Wenn man den Anweisungen der Reiseberater folgt, wird einem das Bett gemacht und der Weg geebnet. Aber ich finde es zutiefst unbefriedigend, irgendwohin gekarrt zu werden, nur um an diesen schönen, oft für uns Touristen hergerichteten Orten ein Foto machen zu können, um dann schon wieder auf dem Weg zum nächsten Highlight zu sein.
Erst wenn ich die Arbeit selbst reingesteckt habe, kann ich die Früchte genießen. Ansonsten kann ich mir auch die Bilder auf Instagram anschauen, es gibt mehr als genug halbprofessionelle Fotografen, die scheinbar nur unterwegs sind, um genau diese Bilder zu machen.
Ich will damit nicht sagen, dass der Park Tayrona, oder die Wüste Guajira nicht sehenswert sind. Ich will nur sagen, dass es mich nicht begeistert hat, tagelang mit dem Jeep von Strand zu Strand und von Düne zu Düne gefahren zu werden, um dann immer wieder für ein paar Stunden in der brütenden Hitze ausgeladen zu werden.
Tayrona Park
Im Tayrona Park habe ich die Wanderung am ersten Tag sehr genossen. Ich bin durch den Nebeneingang in Calabazo hineingegangen, der bis jetzt noch ein Geheimtipp zu sein scheint. Den ganzen Tag sind mir dort keine fünf Leute über den Weg gelaufen. Zumindest nicht vor dem Camp in Cabo San Juan, das völlig überfüllt war mit Touristen, die entweder mit dem Boot oder mit dem Esel herangekarrt wurden. So ging es auch am zweiten Tag weiter in Richtung Haupteingang. Scharen von Badegästen drängten sich auf den schmalen Pfaden. Ich war der Einzige, der sich in die andere Richtung durchkämpfte.
Da ich nicht genug Bargeld dabei hatte, musste ich sehr aufpassen, wie ich meine Plata, wie die Einheimischen hier sagen, einteile.
Der Primat, La Bestia im Hemd, streift durch die Wälder,
die Arme hängen schlaff vom kräftigen Körper,
die Füße wie Hände, die mit jedem Tritt die Pampas durchstreifen,
die Augen offen auf der Suche nach Nahrung.
Plötzlich die Rettung, der Körper war schon schwer geworden,
Mango und Avocado, der ganze Boden ist übersät mit Leckereien,
Die Natur sorgt, sie versorgt die Notleidenden.
Man badet nackt, der Strand erlaubt es.
Andere Primaten tun es ihm gleich, jeder so, wie er geschaffen wurde.
Die Nacht wird hängend verbracht. Die Matten sind bereits bereit.
La Bestia ist zu breit für das hängende Stück Stoff.
Der Schlaf bleibt lange aus, der Nacken steif.
Verhungert wäre ich sicher nicht, aber für mehr als ein paar Nudeln mit Tomatensauce und die Hängematte für die Nacht hat es nicht gereicht. Zum Glück fand der erfahrene Wanderer im Dschungel Mangos und Avocados, ohne die er zum Frühstück und Mittagessen hätte hungern müssen. Ich saß wie ein Affe unter den Bäumen im Flussbett und ließ mir die Früchte schmecken. Irgendwie ist es eine tolle Erfahrung, mal nicht alle Probleme mit Geld erschlagen zu können. Es ist neu für mich, kein Geld zu haben. Oft genug findet man eine Lösung, für die man kein Geld braucht.
Ich merke, wie “faul” man wird, wenn man immer Geld zur Verfügung hat. Geld macht das Leben sorgloser, aber auch irgendwie weniger aufregend. Wenn man kein Geld hat, muss man kreativer werden, wie man sein Leben bestreitet. Mir wird hier immer wieder bewusst, wie privilegiert ich bin. Trotzdem scheinen mir die Menschen hier nicht unglücklich zu sein, auch wenn hier viel mehr über Geld und vor allem Geldmangel gesprochen wird, als ich es von zu Hause kenne.
Bargeld besorgen
Der Grund dafür, dass ich so wenig Bargeld hatte, war, dass es oft schwierig und teuer ist, an Bargeld zu kommen, obwohl Bargeld hier das wichtigste Zahlungsmittel ist. Geldautomaten gibt es oft nur in größeren Städten. Die meisten Banken verlangen für das Abheben mit einer ausländischen Kreditkarte eine saftige Servicegebühr von 4-7 Prozent. Diese Gebühr wird vor der Buchung berechnet und kann nicht zurückerstattet werden, selbst wenn die eigene Bank dies tun würde.
In einigen kleineren Orten gibt es Geschäfte mit einem ATM-Schild an der Tür. Dort kann man Geld abheben. Hier werden mindestens 10 % aufgeschlagen.
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