Machu Picchu
Ohne Erwartungen, nein, im Gegenteil, mit reduzierten Erwartungen habe ich mich am Morgen auf den Weg gemacht, um pünktlich, wie auf meinem Ticket vermerkt, die ca. 500 Höhenmeter zum Eingang des Machu Picchu zu bewältigen. Der Weg schlängelt sich im Zickzack vom Fluss hinauf auf den Berg. Immer wieder muss ich die Straße überqueren, auf der die Massen mit Bussen zum Weltwunder strömen.
Irgendwie ist es deprimierend, immer wieder durch das Brummen daran erinnert zu werden, dass andere den einfachen Weg nach oben gewählt haben und wahrscheinlich später ohne eine Schweißperle auf der Stirn vor einem am Eingang stehen. Auch in Choquequirao (Mehr über die Ruinen hier) denkt man darüber nach, den Zugang mit einer Seilbahn zu erleichtern. Ich bin froh, dass ich dort war, bevor die Menschenmassen die Ruinen komplett überflutet haben. Mir gefällt es, Arbeit zu investieren, um später die Früchte zu ernten. Mit dem Bus wäre es für mich nur halb so schön.
Da mir der Aufstieg zu den Ruinen noch nicht reichte, entschied ich mich für die Route mit dem Aufstieg auf den höchsten Berg über Machu Picchu, weitere 500 Höhenmeter mit Blick auf die gesamten Ruinen. Auf dem Weg nach oben begegnete ich einer Gruppe, mit der ich mich schon am Ticketschalter unterhalten hatte. Mit einem von ihnen, David, einem Mexikaner, kam ich sofort ins Gespräch. Er hat lange in Belgien gelebt und ist viel in der Welt herumgekommen. Schnell kamen wir auf die Unterschiede der verschiedenen Kulturen und vor allem auf die Eigenheiten der Peruaner zu sprechen.
Kulturunterschiede
Ich war ganz froh, dass ich nicht der Einzige war, dem auffiel, dass es nicht ungewöhnlich ist, nicht oder nur nachrangig bedient zu werden, dass man in der Schlange gerne an einem vorbeigeht, dass es anscheinend keine Klobrillen gibt und dann noch Cumbia, die traditionelle Musik, die anscheinend die einzige Musik ist, die die Peruaner kennen. Jedes Lied klingt bis auf winzige Nuancen genau gleich. Wir sprachen darüber, wie sehr das Reisen einen prägt, vor allem, wenn man versteht, dass die Dinge in anderen Ländern anders gemacht werden. Selbst er als Mexikaner, der sich den Peruanern kulturell nahe fühle, spüre den Unterschied.
Je nachdem, welches Ticket man kauft, kann man nur bestimmte Teile von Machu Picchu sehen. Wenn man es aber geschickt anstellt, so wie ich, kann man auch in die anderen Teile gelangen, ohne dafür bezahlt zu haben. Von meinem mexikanischen Freund habe ich auch verstanden, dass wenn das nicht klappt und man trotzdem kontrolliert wird, der Kontrolleur einem auch gerne gegen ein bisschen Schmiere hilft.
Da ich nicht auf die Zeit geachtet habe, hätte ich fast meinen Eintritt auf den Berg verpasst. Mit dem Ticket bekommt man einen Zeitslot zugewiesen, zu dem man eingelassen wird. Fünf Minuten vor meinem Slot merke ich, dass ich noch viel zu weit vom Eingang entfernt bin. Ich versuche mich durch die Menschenmassen zu schlängeln und Abkürzungen zu finden. Leider ohne großen Erfolg und zu meinem Leidwesen bin ich auch noch auf einer Treppe ausgerutscht und habe mir die Hand aufgeschlagen.
Nach meinem frustrierenden Abgang bat ich einen der Aufseher um Hilfe, mir den kürzesten Weg zu zeigen. Auch er war zuerst etwas ratlos, hat dann aber über Funk seine Kollegen angewiesen, mich an allen Schranken auf dem kürzesten Weg durchzulassen. So kam ich auf die Sekunde genau an der Einlasskontrolle an.
Da das Wetter an diesem Tag sehr wechselhaft war, hatten wir zwar eine gute Sicht beim Aufstieg, aber oben auf dem Gipfel wurden wir immer wieder von den Wolken genervt. Wie die Wolken verging auch die Zeit wie im Flug. Mehr als fünf Stunden verbrachte ich in den Ruinen. Dazu trug natürlich auch die nette Gesellschaft bei.
Der zweite Teil meiner neuntägigen Ruinenexpedition führte mich durch ein Tal parallel zum Salkantay-Trek zurück in die Zivilisation. Nach dem 1000 Meter langen Abstieg von Machu Picchu musste ich den Gleisen zurück zur Hidroelectrica folgen, um in das Tal zu gelangen, das ich hinaufsteigen wollte, um dann hinter dem Berg Salkantay den Anfang, bzw. das Ende des Salkantay-Treks zu erreichen. Da es kein offizieller Trek war, konnte ich auch nicht einschätzen, wie gut man dort zelten kann. Wie sich herausstellte, nicht sehr gut. Als es langsam dunkel wurde, beschloss ich, mein Zelt mitten auf dem Weg aufzuschlagen. Meine Beine hätten mich nicht viel weiter getragen.
Am nächsten Tag fühlte ich mich nicht so ausgeruht, wie es die Überquerung der beiden vor mir liegenden Sättel erfordert hätte. Der ständige Aufstieg und das eher kühle Wetter haben mir nach und nach die Kraft geraubt. Der einsetzende Regen, der zwar nicht anhielt, was ich aber zu diesem Zeitpunkt nicht wusste, veranlasste mich, einen kürzeren Tag einzulegen und meinem Körper eine Pause zu gönnen. Da ich genügend Verpflegung dabei hatte und es an diesem Tag sowieso nicht bis zum Ende des Trails geschafft hätte, war die Pause für mich mehr als gerechtfertigt.
Das schlechte Wetter und die schlechte Sicht auf den Salkantay begleiteten mich am nächsten Tag bis nach Soray, wo für viele andere der Salkantay-Trek beginnt. Eine Mitfahrgelegenheit später bin ich in Mollepata, wo die Jagd nach meinem Gepäck beginnt. Mehr dazu hier.
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