Peru und das richtig große Abenteuer zum Schluss
Nicht gefunden, was ich suchte
Im vorigen Post habe ich beschrieben, wie ich Ecuador fluchtartig verlassen habe. Der Grund dafür war meine erfolglose Suche nach guten und vor allem mehrtägigen Trails, ohne eine Tour buchen zu müssen. In Peru habe ich diese langen Wanderrouten endlich gefunden.
Nach meiner langen Wanderung von über 3000 km in Neuseeland wollte ich mich nach einem Monat Pause in Brasilien wieder auf die Hinterbeine stellen. Doch wie sich herausstellte, war es gar nicht so einfach, Wanderrouten in Kolumbien und Ecuador zu finden. In den einschlägigen Apps wie Alltrails und Wikilocs konnte ich, wenn überhaupt, nur kurze Tageswanderungen finden.
Es stellte sich heraus, dass es in beiden Ländern zwar viele Berge, aber keine echte Wanderkultur gibt. Mehrmals wurde ich von Einheimischen gefragt, warum ich mir das antue und scheinbar ziellos durch die Gegend streife. Andererseits werden die Berge auch von „speziellen“ Gruppen kontrolliert, die nicht wollen, dass einfach ein großer weißer Mann durch die Gegend stolpert.
Das Wanderfieber hat mich um 2019 gepackt. Logan, mein Kiwi-Freund, lud mich damals zu sich nach Neuseeland ein, um mit ihm einen Teil des Te Araroa zu wandern, 400 km entlang der Südalpen von den Mavora Lakes bis zum Arthurs Pass. Es war für mich die erste Wanderung, die länger als einen Tag dauerte und bei der wir alles, was wir zum Überleben brauchten, im Rucksack hatten.
Zurück in Deutschland konnte ich es kaum erwarten, dieses Erlebnis zu wiederholen. Immer wieder zog es mich in die umliegenden Wälder. Meinen lang gehegten Traum, den Camino de Santiago, den Jakobsweg, zu gehen, habe ich mir 2020 erfüllt bzw. wegen Corona 2022 abgeschlossen. Thomas und ich haben im September 2021 gemeinsam die Alpen überquert und ich bin 2022 an der portugiesischen Küste von Figueira da Foz nach Porto gewandert.
All das waren kleine Abenteuer im Vergleich zu dem, was ich mir auf dieser Reise zugemutet habe: In den letzten 12 Monaten bin ich über 4000 km gewandert. Sich wie dieses Jahr in Neuseeland über vier Monate fast täglich zu motivieren, durchschnittlich 28 Kilometer zu wandern und dabei einen schweren Rucksack mit allem zu tragen, was man braucht, um ein paar Tage „off grid“ zu sein, kommt mir jetzt fast schon fantastisch vor. Zwar gab es auch Tage, an denen mir die Motivation fehlte, aber meistens konnte ich es kaum erwarten, morgens meine siebzehn Sachen zu packen und abends wieder erschöpft in meinen kuscheligen Schlafsack zu sinken. Irgendwie fühlt es sich jetzt, fast ein dreiviertel Jahr nachdem ich in Bluff angekommen bin, wie ein anderes Leben an, das nichts mit dem jetzigen zu tun hat.
Peru
Vier Nächte hintereinander habe ich in Bussen geschlafen. Vier Tage mit Zwischenstopps, nur um wieder in einem Nachtbus zu schlafen. Endlich, mein lang ersehntes Ziel, Huaraz in der Cordillera Blanca, dem Mekka für Wanderer. Ich wollte einer der Pilger sein. So hoch bin ich noch nie in meinem Leben gestiegen. Von Olleros nach Chavín hatte ich auf 4600 Metern meine ersten Höhenschmerzen. Am Alpamayo blieb mir der Atem weg. Jeder weitere Pass bot mir ein neues Bild der Begeisterung. Der Huayhuash brachte mich an meine Grenzen. In Choquequirau und Machu Picchu entdeckte ich die Wunder der Inkas. Und Ausangate vollendete die 600 Kilometer bis zum Regenbogenberg.
Peru, ich liebe dich und du wirst mich wiedersehen.
Große Pläne
Als ich in Kolumbien etwas verzweifelt nach Wanderrouten suchte, stieß ich auf den Greater Patagonian Trail (PGT), ein Wegenetz in Chile und Argentinien, das von Santiago bis nach Feuerland führt. Auf der Busfahrt von Medellin nach Santa Marta las ich alles darüber. Ich war so aufgeregt, diese Wanderung zu machen, dass ich es kaum erwarten konnte, loszugehen. Am liebsten wäre ich sofort in ein Flugzeug gestiegen und losgewandert, wenn da nicht die Jahreszeit gewesen wäre, die mich bis November warten ließ.
Der PGT ist kein offizieller Wanderweg, sondern eine Community, die vor über zehn Jahren von einem Deutschen ins Leben gerufen wurde, um Wanderwege zu finden, die auf keiner Karte verzeichnet sind. Mittlerweile hat sich ein Netzwerk von über 20.000 Kilometern an Trail-Daten angesammelt, die von den Mitgliedern jährlich aktualisiert werden.
Der Höhepunkt meiner Südamerikareise wird sein, einen guten Teil der Anden mit den Daten dieser Community zu erkunden. Ich habe mir vorgenommen, von Santiago aus in drei Monaten 1000-1500 km zu wandern. Mal sehen, wie weit ich komme. Es scheint mir auf jeden Fall ein großes Abenteuer zu werden, das noch nicht viele Menschen erlebt haben, abgesehen von denen, die in diesen Gebieten leben oder ihr Vieh durch diese Gebiete treiben.
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